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Leben und Schicksal des Julius Sommerfeld.
Julius Sommerfeld wurde am 6. August 1878 in Krojanke / Flatow in Westpreußen
geboren. Er zog aus der preußischen Provinz nach Berlin und ließ sich im Jahre
1911 in Chemnitz nieder. In der Industriestadt Chemnitz entwickelte sich Julius
Sommerfeld zu einem erfolgreichen und wohlhabenden Tuchhändler mit kaufmän-
nischer Ausbildung.
Im Jahre 1910 heiratete Julius Sommerfeld Margarete Lipschütz. Ihr erstes Kind, die
Tochter Edith Esther, wurde 1914 geboren. Diese verunglückte jedoch am 17. Juli
1918 tödlich.
Julius Sommerfeld war ein patriotischer Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Für seine
Verdienste wurde er mit der Kriegsauszeichnung 'Eisernes Kreuz' geehrt. Er erfüllte
damit treu seine Bürgerpflicht und zeigte auf, daß er dem deutschen Kaiserreich
ergeben ist. Als assimilierter Jude betrachtete er sich in erster Linie als deutscher
Bürger, weswegen der Glaube in den Hintergrund rückte.
Am 27. August 1919 wurde Julius‘ und Margaretes Sohn, Rolf Sommerfeld, geboren.
Er hatte keine weiteren Geschwister.
Im Jahre 1919 erwarb Julius Sommerfeld das Haus am Antonplatz 15, in welches er
wenig später mit seiner Familie einzog. Im Haus befanden sich die Wohnung der
Familie und die Geschäftsräume der Tuchhandlung Sommerfeld. Die Familie
Sommerfeld war keine sehr religiöse jüdische Familie, doch eine der wohlhabend-
sten der Stadt und angeblich die Familie mit dem ersten Auto in Chemnitz.
Mit großzügigen Spenden begegnete Julius Sommerfeld der Jüdischen Gemeinde
und anderen öffentlichen Einrichtungen der Stadt Chemnitz.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte sich das
Leben der Familie Sommerfeld. Obwohl die Familie sich selbst nicht vorrangig als
jüdisch ansah und sie treue deutsche Staatsbürger waren, wurden sie vor dem
aufkommenden Antisemitismus nicht bewahrt.
Im 'Chemnitzer Tageblatt' vom 02.04.1933 wurde 'Die Liste der jüdischen Geschäfte,
Rechtsanwälte und Ärzte' veröffentlicht. Auch die Tuchhandlung von Julius
Sommerfeld stand auf der sogenannten "Schandliste". Die Familie Sommerfeld war
nun den Boykottaktionen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Mit diesen Maßnahmen
wurde die Familie immer mehr aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Leben ausgegrenzt
Margarete Sommerfeld starb am 29. Dezember 1934 aufgrund dieser Belastungen.
Mit den 'Nürnberger Gesetzen' 1935 kam es zur Zuspitzung des antijüdischen Vorge-
hens in Deutschland. In dieser Zeit mußte auch Rolf Sommerfeld, der Sohn von
Julius Sommerfeld, seine Schule, das Realgymnasium Chemnitz verlassen. Zeit-
gleich bemühte sich Julius Sommerfeld um ein Visum für die Auswanderung mit
seinem Sohn. Im Jahre 1937 emigrierte der damals achtzehnjährige Rolf Sommerfeld
allein nach Palästina, da die Bemühungen seines Vaters, ein Visum für sich zu bekom-
men, vergeblich waren. Julius Sommerfeld begleitete seinen Sohn auf der Reise mit
dem Schiff und kehrte danach nach Deutschland zurück.
Im Jahre 1938 besuchte Julius Sommerfeld seinen Bruder in Amerika, auch von dort
kehrte er zurück. Wahrscheinlich schätzte er die Gefahr, die ihm in Deutschland
drohte, falsch ein.
Im Jahre 1939 wurde Julius Sommerfeld denunziert, weil er die Lieferung einer Eier-
händlerin bezog, welche nicht mehr an Juden liefern durfte. Julius wurde verhaftet
und nach Sachsenhausen gebracht und dort ab dem 30.11.1939 als Häftling mit der
Häftlingsnummer 010124 im Häftlingsblock 38 erfaßt. Über seinen Tod am 16.03.1940
ist in seiner Häftlingsakte nur vermerkt „Abgang/verstorben“.
Ahuva Sommerfeld, die Schwiegetochter von Julius Sommerfeld, berichtete, daß
ihre Familie durch einen ehemaligen Häftling erfuhr, daß ihr Schwiegervater in
Sachsenhausen erhängt wurde.
--
Auskunft zu einem ehemaligen Häftling des KZ Sachsenhausens, Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen,
Anhang S. 51
Paten des Stolpersteins in Chemnitz:
Schüler und Lehrer des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz.
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Weitere familiengeschichtliche Detail-Informationen:
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